Künstliches Kniegelenk - Hüftendoprothetik

Chefarzt im Zentrum für Orthopädie

Knie- und Hüftendoprothetik: sorgfältig abwägen, gemeinsam entscheiden und im Zweifel eine persönliche Zweitmeinung einholen

Ein Gastbeitrag von Dr. med. Holger Haas
(Chefarzt im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie des Gemeinschaftskrankenhauses Bonn)

Rund 400.000 mal werden in Deutschland Gelenkersatzoperationen durchgeführt. So liegt der Gedanke nahe, diese Operation mit dem Austausch eines Verschleißteils wie zum Beispiel beim Auto zu vergleichen. Trotz aller Routine ist der Ersatz des Gelenks jedoch viel komplexer. Viele Faktoren haben Einfluss auf das Behandlungsergebnis und mögliche Komplikationen müssen rechtzeitig erkannt und gegebenenfalls konsequent behandelt werden.

Auch wenn das Niveau der medizinischen Versorgung in Deutschland sehr hoch ist und Gelenkendoprothesen verbreitet eingesetzt werden, bestehen dennoch Unterschiede in der Qualität der Versorgung. Einige Kliniken haben sich auf diese Eingriffe spezialisiert und führen diese Operationen in hoher Zahl und routiniert durch. So sind alle beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Experten auf diesem Gebiet, und wissen, was zu tun ist. Besondere Bedeutung hat dabei natürlich die Erfahrung der Ärztin oder des Arztes, der die Operation leitet.
Auch die Ausstattung des Krankenhauses, die Verfügbarkeit von anderen Fachabteilungen, die beispielsweise die Betreuung von Patienten mit Begleiterkrankungen übernehmen und die ständige Fortbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Berufsgruppen hat Einfluss auf das Behandlungsergebnis.

Alle genannten Punkte werden durch ein von unserer Fachgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC e.V.), eingeführtes Zertifizierungsverfahren geprüft und auditiert. Einrichtungen, die diese und weitere Voraussetzungen erfüllen, erhalten das Zertifikat als Endoprothesenzentrum bzw. Endoprothesenzentrum der Maximalversorgung (EndoCert). Hieran können Patienten erkennen, dass sich eine Klinik intensiv mit den Fragen rund um die Endoprothetik beschäftigt und ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Die aufgestellten Anforderungen sind hinsichtlich ihres Einflusses auf die Behandlungsqualität wissenschaftlich belegt.

Zertifikate sind jedoch nicht alles. Hinzu kommt das Vertrauen zwischen Arzt und Patient. Dieses Vertrauen kann begründet werden durch Empfehlungen, wie sie über BetterDoc durch Fachleute auf diesem Gebiet gegeben werden. Daneben ist das Gespräch vor dem Eingriff entscheidend: Schon bei der gemeinsamen Abwägung der Vor- und Nachteile einer möglichen Operation und der s.g. Indikationsstellung merkt der Patient, ob auf seine individuellen Bedürfnisse eingegangen wird und auch offen über mögliche Probleme und Risiken, sowie realistisch über die erreichbaren Ziele gesprochen wird. Nicht jede Arthrose im Röntgenbild muss mit einer Gelenkprothese behandelt werden. Erst wenn die Befunde und der subjektive Leidensdruck mit den realistischen Erwartungen abgewogen worden sind, kann der Patient eine tragfähige Entscheidung für sich treffen.

Bei der Auswahl der Prothese gilt es zu beachten, dass der Erfolg der Operation im Wesentlichen auch von der Zuverlässigkeit des verwendeten Modells abhängt. Eine Aussage über die Haltbarkeit im Knochen lässt sich aber naturgemäß erst nach einer entsprechend langen Anwendungsdauer bei einer ausreichend großen Anzahl von Patienten treffen. So ist in der Endoprothetik abzuwägen zwischen Innovation und Tradition. Neuentwicklungen sollten dann eingeführt werden, wenn durch die Änderung ein echter zusätzlicher Nutzen für den Patienten absehbar ist. Als positive Beispiele in diesem Zusammenhang ist die Verwendung neuer, besonders haltbarer Polyethylene als Gleitpartner oder moderner Materialien zur Auffüllung knöcherner Defekte insbesondere bei Prothesenwechseln am Becken oder Kniegelenk zu nennen. Hingegen muss nicht jedes Prothesenmodell ausrangiert werden, weil es seit Jahrzehnten Verwendung findet. Mit Einführung des Endoprothesenregisters Deutschland (EPRD) werden wir zukünftig - wie unsere skandinavischen Nachbarn - über belastbare Daten zur Haltbarkeit der Prothesen verfügen. Schon jetzt stellen einige Kliniken ihre Daten freiwillig für eine Auswertung zur Verfügung. Auch Fragen im Zusammenhang mit der Auswahl des Implantats sollten bei einem Aufklärungs- bzw. Informationsgespräch vor einer Operation besprochen werden. Bitten Sie in Ihrem Gespräch um entsprechende Auskünfte.

Der Gelenkersatz bei Arthrose ist in den allermeisten Fällen ein Eingriff, der es gestattet, eine Entscheidung in Ruhe zu treffen. Wenn der Patient unsicher ist, sollte er die Zeit zur Einholung einer Zweitmeinung nutzen. Dabei ist eine persönliche Empfehlung oder ein Informationsgespräch bei einem Spezialisten oft wertvoller als die ungezielte Recherche im Internet aus teilweise unseriösen Quellen. Ausgestattet mit den richtigen Informationen können Sie als Patient der Operation und Nachbehandlung vertrauensvoll entgegensehen.

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